Menu
×

Geschichte und Bedeutung der Schrift

Die Schrift ist mehr als ein Weg der Kommunikation. Sie ist Ausdruck unserer Persönlichkeit, Individualität und Selbstbestimmung.

Bereits um 500 v. Chr. sagte der griechische Philosoph Heraklit: „Des Daseins eigentlichen Anfang macht die Schrift“. Dies verdeutlicht, dass der Schrift schon in der damaligen Zeit ein hoher Wert beigemessen wurde. Ihre Geschichte ist eng mit Religion, Kultur, Politik und Wirtschaft der einzelnen Völker verbunden. In ihren Zeichen spiegeln sich die künstlerischen Stilwandlungen der jeweiligen Epochen wider.

Die nachweisbare Entwicklung der Schrift beginnt ca. 5.500 v. Chr. mit Tontafeln aus Tartaria (Rumänien), die geometrische Muster aufweisen und aus Kultstätten stammen.

Geschichte und Entwicklung der Schrift

  • icon-no1 Die ägyptische Hieroglyphenschrift, deren umfangreichste Liste ungefähr 6.000 Zeichen umfasst, entstand im Verlauf der Gründung des Alten Reiches etwa mit Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. aus ursprünglich naturalistischen Bildzeichen. Aber offenbar wurden sie von Schriftkundigen schon damals in Listen erfasst, um ihre Bedeutung zu erläutern und die Schreibweise zu erlernen. Das belegt eine Schultafel aus dem Alten Reich, auf der einzelne Schriftzeichen (Königskartuschen und Einzelzeichen) jeweils vier Mal geübt wurden.
    (Kosack, W., Ägyptische Zeichenliste II, Berlin 1913, S. 3-5, und Abb. I, siehe auch Reisner, G. A., A Scribe`s Tablet found by the HEARSt Expedition at Giza, in: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde,Hg. Georg Steindorff Achtundvierzigster Band, Leipzig 1911, S. 15, fig. 1)
koenigskartuschen
  • icon-no2 Die Schreiber gehörten in Ägypten zu einem privilegierten Stand innerhalb der Gesellschaft, denn sie kontrollierten die Steuereinnahmen und unterwiesen die Schüler in der Hieroglyphenschrift, die nur für die Begabtesten erlernbar war. So zeigt auch ein Relief einen altägyptischen Schreiber, dessen Hieroglyphe „Schreiber“ rechts oben erscheint. Er steht mit Schreibbinse in der rechten Hand vor einer Schreibtafel und schreibt offensichtlich an einem Text. Zwei weitere Schreibbinsen erscheinen hinter seinem linken Ohr. Außerdem befindet sich oben rechts neben der Hieroglyphe ein Rohr für die Aufbewahrung der Schreibbinsen und ein Farbbehälter.
    (Stiebner, D. E., Leonhard, W., Bruckmann’s Handbuch der Schrift, München 1992, S. 14 mit Abb.)
aegyptischer-schreiber
  • icon-no1 Karl der Große wagte den Versuch, ein einheitliches Zentrum nördlich der Alpen zu schaffen. Aber es fehlte die Struktur, die das römische Imperium zusammengehalten hatte, denn er herrschte über ein Volk von Analphabeten, das hoffnungslos rückständig war. Deshalb gehörten zu seinen bis heute noch nachwirkenden Leistungen die Schriftreform sowie die Einführung der einfachen und leicht erlernbaren karolingischen Minuskel, deren Vorrausetzung die lateinische Schrift bildete und deren Grundform sogar neuzeitliche Schrifttypen enthält. Zu den Einzelheiten der abgebildeten Schrift sagt Johannes Fried, der die aktuellste und beste Biografie Karls verfasste: „Sie setzt in klarer Graphie Groß- und Kleinbuchstaben mit Ober- und Unterlängen in ein Vierlinienschema und trennt deutlich die einzelnen Worte voneinander – eine unendlich wertvolle Verstehhilfe für jeden Text.“ Hans Holländer fügt dem hinzu: „Den Buchstaben, denen die Halbunziale zugrunde gelegt ist, zeigen klare und ansprechende, von jedem verwirrenden Beiwerk befreite Formen.“
    (Fried J., Karl der Große, Gewalt und Glaube, eine Biographie, München 2014, Holländer H., Die Kunst des frühen Mittelalters, Stuttgart 1969, S. 36 und Stiebner, D. E., Leonhard, W., Bruckmann´s Handbuch der Schrift, München 1992, Abb. S. 42).
karolingische-minuskel
  • icon-no2 Seit ihrer Gründung im Jahr 698 n. Chr. durch den Abt Willibrord gab es in der Echternacher Abtei ein Skripterium, das die in der Handbibliothek vorhandenen Bücher zu vervielfältigen hatte. Es war aber auch eines der ersten auf dem Kontinent, das nicht nur für das Abschreiben, sondern ebenso für das Ausschmücken der Bücher gerüstet war. Deshalb setzte die Herstellung einer Handschrift nicht nur eine große Viehherde voraus, aus deren Häuten das Pergament und die Einbände hergestellt wurden, sondern auch Galläpfel sowie Dornenholz, die die Grundlage der Tinte bildeten. Nur das Blattgold für die Prunkkodices musste importiert werden. Die Arbeiten im Scriptorium verrichteten Mönche und Gehilfen. Außerdem entliehen sich die einzelnen Scriptorien Vorlagen und auch Künstler für Sonderaufgaben, wie es die schöne Darstellung aus dem Perikopenbuch zeigt, das die Echternacher um 1040 n. Chr. für den Kaiser Heinrich III. und seine Mutter Gisela geschrieben sowie bebildert haben. Denn die Miniatur zeigt einen Mönch, der an einer Handschrift schreibt, und einen Laien, der sie in einem Architekturdekor ausmalt, das die 1031 geweihte Klosterkirche darstellen könnte.
    (Sprang, P., Handschriften und ihre Schreiber, Luxemburg 1967, S. 7, 12, und Abb. S. II)
echternacher-schreiberschule
  • icon-no1 Die erste rein deutsche Schriftschöpfung, die den Namen Schwabacher trägt, entstand mit der beginnenden Renaissance als ausschließliche Druckschrift, zeigt aber typisch handschriftlichen Charakter. Ihre Formen sind rund, offen und dadurch klar und lesbar. Auch fehlen die für die gotische Schrift typischen Rautenfüße, welche durch Abbiegungen und Spaltungen ersetzt werden. Dadurch erscheint die Schwabacher insgesamt aufgelockert und lebendig.
    (Stiebner, D. E., Leonhard, W., Bruckmann´s Handbuch der Schrift, München 1992, S. 53f. und Abb. S. 53)
schwabacher
  • icon-no2 Die Buchstabenformen der Schwabacher entsprechen der kraftvollen Sprache des frühen Holzschnittes. Die narrative Szene verweist aber auch auf das Volkstümliche, das die drei dargestellten Personen vermitteln. So erscheint links ein Schreiber vor seinem Pult sitzend, mit der Feder in der Hand, der gerade im Begriff ist, die Seite eines vor ihm liegenden Buches zu kopieren. Er unterbricht aber diese Tätigkeit, und schaut nach rechts, wo ein junger Mann in devoter Haltung seinen Hut lüftet. Dieser nimmt mit seiner anderen Hand ein Buch entgegen, das ihm eine dritte Person reicht, die ihrer Kleidung nach aus dem gutsituierten Bürgertum stammt.
    ( Stiebner, D. S., Leonhard, W., Bruckmann´s Handbuch der Schrift, München 1992, S. 52f. und Abb. S. 53).
holzschnitt-schwabacher
  • icon-no1 In Bayern weicht die handgeschriebene Druckschrift aus bewegungsökonomischen Gründen von der gedruckten Vorlage ab und verweist auf die Richtformen der verbundenen Schrift als vereinfachte Ausgangsschrift.
    (Bayerisches Ministerium für Unterricht und Kultur)
verinfachte-ausgangsschrift
  • icon-no2 Als Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert eine bewegliche Letter erfand, zeichnete sich eine Wende ab, die als Buchdruckerkunst eine ganze Epoche von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert prägt. Heute bahnt sich ein zweiter Wandel im Zeichen der Elektronik an, der wie Funk und Fernsehen mit der Schrift konkurriert. Schon werden Überlegungen laut, die wie bereits im Saarland praktiziert, eine Abschaffung der Handschrift empfehlen. Die Zukunft wird es bringen. Aber so lange noch Kinder in Afrika und in vielen anderen armen Ländern täglich stundenlange Wege zurücklegen, um Lesen und Schreiben zu lernen, gibt es Hoffnung, dass die Schrift weiterleben wird.
    (Stiebner, D. S., Leonhard W., Bruckmann´s Handbuch der Schrift, München 1992, S. 15 und Abb. S. 14)
grundschule-von-peki

Copyright ©2017 Europe World Script.